Wir haben mit Frau Ricarda Rößler von der Selbsthilfegruppe „Verwaiste Eltern Nordhausen“ gesprochen.
Arbeiten Sie hauptberuflich oder ehrenamtlich für die „Verwaisten Eltern“?
2008 wurde unsere Selbsthilfegruppe Verwaiste Eltern gegründet. Seit Januar 2019 organisiere ich die Gruppe ehrenamtlich. Einmal im Monat treffen sich Eltern, die gemeinsam um verstorbene Kinder trauern.Im April diesen Jahres wurde der Raum für Trauer, als Projekt der Kinderhospiz Mitteldeutschland gGmbH, Rautenstraße 32 in Nordhausen eröffnet. Hier habe ich einen Minijob für die Begleitung von trauernden Kindern und Jugendlichen.
Wie kommen Sie zu dieser Arbeit?
Nach dem Unfalltod meines ersten Sohnes bin ich beim Worldwide Candle Lighting Day 2013 auf die Selbsthilfegruppe aufmerksam geworden. Hier habe ich Menschen getroffen, die trotz oder gerade wegen ihren eigenen Leids, mir über die bisher schlimmste Zeit meines Lebens geholfen haben.
Wie laufen die Treffen eurer Gruppe ab?
Die Treffen finden am zweiten Freitag des Monats um 16 Uhr im Raum für Trauer statt. Wir beginnen mit einem Ritual: Wir zünden für unsere verstorbenen Kinder eine Kerze an und nennen ihren Namen. Dann reden wir über Erinnerungen, Erlebtes und tauschen uns über Erfahrungen aus. Wir enden mit einem Ritual und pusten die Kerzen mit einer stillen Botschaft für unsere Kinder aus.
Wie trösten Sie sich gegenseitig?
Unsere Gemeinschaft gibt uns Halt. Wir umarmen uns und halten uns im Leben. Trost zu finden, ist sehr individuell. Ich persönlich finde Gespräche heilsam.
Seid ihr eine „kirchliche“ Gruppe? Spielt gemeinsames Gebet für euch eine Rolle?
Wir sind Menschen mit und ohne Glauben. Einige werden im Glauben getröstet, andere empfinden Wut auf Gott.
Gibt es auch Unternehmungen?
Am 14. Dezember 2025 um 16 Uhr führen wir eine öffentliche Gedenkfeier für verstorbene Kinder zum Worldwide Candle Lighting in der Christuskirche in der Grimmelallee durch. Eingeladen sind alle, die um ein Kind trauern, egal wie alt das Kind geworden ist oder wie lange der Verlust zurückliegt.Am 3. Mai 2026 pflanzen wir im Regenbogenwald Harztor Erinnerungsbäume für verstorbene Kinder. Betroffene können sich bis 31. Januar anmelden.
Bietet ihr auch Beratung und Begleitung für Betroffene an?
Auf Wunsch kann auch gerne Einzelbegleitung in Anspruch genommen werden.
Wer kann sich an euch wenden?
Im Raum für Trauer haben wir ein Team von Ehrenamtlichen. Gerne kann sich jeder, der seine Trauer begleitet haben möchte, an uns wenden. Eng arbeiten wir im Landkreis im Trauernetzwerk mit anderen Trauerbegleitern zusammen.
Gibt es das nur in Nordhausen?
Ende Oktober haben verwaiste Eltern und Begleiter den Landesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Thüringen gegründet. Alles neue braucht Unterstützung. Wir freuen uns. Bisher sind wir Mitglied im Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland.
Gibt es einen biblische Geschichte oder Aussage, die ihnen persönlich wichtig ist?
Meine Zeit steht in deinen Händen. (Ps 31)
Oder auch eine andere Lebensweisheit?
Trauer ist die Lösung, nicht das Problem. (Chris Paul)
Wie seid ihr zu erreichen?
Raum für Trauer, Rautenstraße 32, 99734 Nordhausen
Tel.: 03631 4608910 oder +49 1511 4446037
Die Fragen stellte Frank Tuschy.
