Über das NesT-Projekt (Neustart im Team) wurde im Gemeindebrief schon mehrfach geschrieben. Jetzt endlich gibt es da etwas zu tun. Seit Anfang Dezember ist eine kleine Familie, Mutter und Tochter, aus Eritrea in Nordhausen. Zum Mentorenteam gehören auch Sabine D’Agostin und Renate Ramtke.
Herzlichen Dank euch beiden, dass ihr euch die Zeit nehmt für ein paar Fragen! Erzählt doch mal: Was habt ihr mit den beiden erlebt?
Renate: Wir besuchen sie in ihrer Wohnung und spielen oder malen zusammen. Am Anfang habe ich z. B. mit ihnen immer wieder spielerisch von eins bis zehn gezählt. Inzwischen schauen wir Bilderbücher an und die beiden lernen deutsche Worte schnell.
Sabine: Wir gehen in den Stadtpark und auf den Spielplatz, zum Einkaufen, wir essen manchmal zusammen, und verbringen viel Zeit mit Formularen, Formularen…Renate: Weihnachten waren sie bei uns zu Hause. Wir haben Gänsebraten gegessen, aber das war nicht ihr Geschmack. Neulich war ich zum Essen bei ihnen eingeladen. Sie hatte ein leckeres traditionelles Gericht aus Eritrea gekocht, was wir nur mit den Fingern gegessen haben: eine kleine Herausforderung für mich.
Ihr kümmert euch zu fünft um eine kleine Familie. Wie macht ihr das?
Renate: Unserem Team war wichtig, die kleine Familie in der ersten 14 Tagen möglichst täglich zu besuchen. Das hat problemlos geklappt. Jetzt besuchen wir sie an fünf bis sechs Tagen pro Woche.Am Anfang mussten viele Ämtergänge erledigt werden. Wir haben eine Liste bekommen, die uns dabei geholfen hat, an alle wichtigen Wege zu denken.
Sabine: Wir haben jeder einen oder zwei Bereiche, z. B. Jobcenter, Krankenkasse usw., um die wir uns besonders kümmern. Dank moderner Kommunikationstechnik können wir uns sehr schnell und unkompliziert zu einzelnen Fragen absprechen.
Ist das anstrengend, Mentorin im Nest-Projekt zu sein? Oder macht es Freude?
Sabine: Die beiden sind sehr wissbegierig und man merkt, dass sie den festen Willen haben, hier Fuß zu fassen. Sie dabei zu unterstützen macht einfach Spaß. Für mich ist die Kommunikation etwas schwierig, Englisch gehört nicht zu meinen Kernkompetenzen.
Renate: Mit der Zugehörigkeit zum NesT-Team bin ich eine Verpflichtung eingegangen. Diese Verpflichtung fällt mal leichter und mal schwerer. Da die beiden so reizend nett sind, fällt es mir leicht mit ihnen zusammen zu sein. Wenn die Kleine mich mit lautem Rufen meines Namens freudig begrüßt, ist das eine große Freude. Meistens ist es sehr kurzweilig mit den beiden. Es gab aber auch schon Situationen, in denen die Tochter sich nicht verabschieden wollte, weil ihr mein Besuch nicht lang genug war. Das fühlte sich schwer an.
Gibt es etwas, das ihr in den Monaten gelernt habt?
Renate: Anfangs war ich aufgeregt, wie die Begegnung mit den beiden werden wird. Es war viel leichter als gedacht. Inzwischen spüre ich eine Form von Vertrauen mir gegenüber. Ich möchte noch lernen, selber klare zeitliche Grenzen setzen zu können.
Sabine: Wir haben gelernt, dass wir die Mutter in jede Entscheidung einbeziehen und alles mit ihr zusammen machen müssen.
Hat die Blasiigemeinde eigentlich etwas davon, dass dieses Projekt läuft?
Sabine: Regelmäßige Berichte über unsere Familie und unsere Gruppe können die Gemeindemitglieder vielleicht für die Belange der Flüchtlinge sensibilisieren. Und vielleicht finden wir so noch Leute, die mitarbeiten wollen.
Die Fragen stellte Hauke Meinhold. Wer Interesse hat, als Mentorin oder Mentor aktiv zu werden, kann sich gern im Gemeindebüro melden.