Seit Dezember 2018 wird die Kanzel in der Kirche „St. Blasii“ restauriert. Zuvor ist im Frühjahr 2017 ein Restaurierungskonzept erarbeitet worden, welches mit dem Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie abgestimmt worden ist. Die geplante neue Gestaltung lehnt sich an die ursprüngliche Fassung von 1592 an, da sie sehr qualitätvoll ausgeführt worden war. Diese bestand aus hellen Grundflächen der Hölzer, die der Alabasterfarbigkeit angepasst wurden, zu dunkelblauen Rücklagen und vergoldeten Ornamenten. Die Alabasterreliefs waren teilweise farbig gefasst und vergoldet, die Fragmente sind partiell noch sichtbar und wurden auch mikroskopisch nachgewiesen. Für die blauen Rücklagen der Schriftkartuschen wurde das teure Pigment Smalteblau benutzt, ein gemahlenes Kobaltglas. Unter dem heute blau marmorierten Band des oberen Gesimses befindet sich eine originale Inschrift, die erst jetzt gefunden, aber nicht freigelegt wurde.Die Kanzel entstand 1592 als Stiftung des Bürgermeisters CyriakusErnst. Die sechs Alabasterreliefs wurden vom Nordhäuser Alabasterschneider Christoph Kapup gefertigt. Er schnitzte auch die Reliefs der Kanzel des Magdeburger Doms. Während der barocken Umgestaltung um 1740 erhielt die Kanzel eine flächige hellblaue Fassung, zu der die Inschriften noch sichtbar waren. Im frühen 19. Jahrhundert hat man den gesamten Kanzelkorb mit weißer Ölfarbe überstrichen. Nach Einbau einer Gasheizung im Jahr 1900, die größere Schäden im Innenraum und an der Ausstattung verursachte, fandeine grundlegende Restaurierung des Kircheninnenraumes in den Jahren 1906 –1911 statt. Die Kanzel wird vom Berliner Professor Oetken restauriert, der nun die Alabasterreliefs freilegt und die Holzoberflächen hellgrau streicht. Nach der Kriegsbeschädigung im Jahr 1945 wird der Kelch unter dem Korb wieder repariert, da nur noch zwei originale Felder erhalten waren. Die fehlenden Arme und das Medaillon des Kanzelträgers werden nicht ergänzt.Während der Renovierung der Kirche 1988 –1990 sind das obere Gesims der Kanzel und der Kelch der Gesamtfarbigkeit der Innenausstattung angepasst worden, die sich wiederum an die barocke Bemalung der Emporenbrüstungen anlehnt. Leider hat man drei Alabasterfiguren gestohlen.1997 findet eine Restaurierung der Holzoberflächen zwischen und unterhalb der Alabasterreliefs statt, der Kelch und das obere Profil bleiben in der Farbigkeit von -7-1990. Die Neugestaltung orientiert sich an der originalen Fassung, nachdem die Übermalungen von 1911 abgenommen worden waren. Die Reste der Vergoldungen wurden im roten Farbton der Grundierung retuschiert. Der damalige Restaurator und Bildhauer schnitzte vier neue Evangelistenskulpturen aus Lindenholz, die neuen Postamente sind Abgüsse der vorhandenen Sockel.Aufgrund der mehrfachen Überarbeitungen und der unterschiedlichen Erhaltungszustände der einzelnen Teile besaß die Kanzel eine zergliederte Farbigkeit, so dass die Qualität gar nicht erkennbar war. Durch eine einheitliche Farbgebung soll nun ein harmonischer Gesamteindruck erreicht werden.Deshalb orientiert sich die Farbigkeit der Holzoberflächen an der gereinigten Oberfläche der Alabasterreliefs, die neben der gelblich -weißen ursprünglichen Oberfläche auch gelbliche Partien aufgrund der abgenommenen Übermalungen und durch die Hitzeeinwirkung während der Kriegsbeschädigung aufweist.Die jetzt in gelblich -grauer Farbigkeit gefassten Holzoberflächen werden poliert, um sie der glänzenden Oberfläche der Alabasterreliefs anzupassen. Diese Materialillusionen waren sehr beliebt.Die früher vergoldeten Ornamente und Profile werden wieder polimentvergoldet. Zur Zeit sieht man die rote Bolusgrundierung. Die Rücklagen erhalten eine dunkelblaue Farbigkeit. An den Schriftmedaillons werden nur die kleinen Schäden retuschiert.Der seit 1945 beschädigte Kanzelträger erhält wieder seine Arme und das Medaillon, welche auf dem historischen Foto der Kanzel aus den dreißiger Jahren des 20. Jh. sichtbar sind. Auch die Kartuschen zwischen den Pinienzapfen und die kleinen Baldachine über den Evangelisten-undProphetenfiguren werden neu geschnitzt. Während der Bearbeitung fiel auf, dass die Skulptur, deren Darstellung durch die Kleidung nicht ganz eindeutig ist, eine ziemlich starke Last durch den schweren Kanzelkorb trägt. Es ist zwar eine Eisenstange vorhanden, die als Lastabtragung zwischen unterer Kante des Kanzelkorbes und der Ostwand fungiert. Anhand ihrer Befestigung mit handgeschmiedeten Nägeln stammt sie bereits von 1681, als die Kanzel an den heutigen Standort gestellt wurde. Der Holzbalken, der dieeigentliche Last des Kanzelkorbes trägt, hat sich aus der Wand geschoben. Zwischen den Fußbodenbrettern des Kanzelkorbes und dem Gesims über dem Kopf der Figur befindet sich ein senkrechtes Kantholz, welches ebenfalls Druck auf die Figur ausübt.Im Januar2019 wurden die jüngeren Sperrholzplatten der Verkleidung des Kanzelkelches, die 1949 erneuert wurden, abgenommen, um ein statisches Gutachten erstellen zu können. Derzeit ist also die Konstruktion gut zu sehen. Als Ergebnis der Untersuchungen sollen nun unter dem Kanzelkorb Stahlkonsolen in der Wand befestigt werden, die den Korb tragen, so dass die Trägerfigur fast lastfrei wird. Die neue Stützkonstruktion ist dann später hinter der Verkleidung des Kelches verborgen.
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