Ein neues Schuljahr hat begonnen – zumindest für die schulpflichtigen Kinder (und Erwachsenen…) ist das ein bedeutsamer Tag im Jahr. Auch unsere KILA-Gruppen laufen nun wieder, alle Mitarbeiter sind aus dem Urlaub zurück, der Sommer geht in den Herbst über, Erntedank steht vor der Tür.
Eine (wahre) Geschichte schlägt für mich sehr schön den Bogen zwischen dem Schuljahresbeginn und dem Erntedankfest.
Sie spielt zum Schuljahresbeginn an einer High School in New York. Es geht drunter und drüber wie immer und überall am ersten Schultag. Frank McCourt, der frisch gebackene Lehrer, betritt zum ersten Mal sein Klassenzimmer. Pete, ein pubertierender Schüler, brüllt gerade: „Wer will mein Pausenbrot?“ Andy lässt einen dummen Spruch ab und als Quittung fliegt ihm das Pausenbrot um die Ohren. Und irgendwie landet es direkt vor den Füßen des neuen Lehrers.
Einen kurzen Augenblick wird es still in der Klasse. Frank McCourt weiß: Jetzt entscheidet es sich, ob ich als Lehrer anerkannt werde oder nicht. Er sagt nichts, sondern folgt einer inneren Eingebung. Er bückt sich, hebt das Pausenbrot auf, wickelt es sorgfältig aus und isst es genüsslich. Biss für Biss.
„Ab diesem Zeitpunkt hingen mir die Schüler an den Lippen“, erinnert sich der alt gewordene McCourt. „Und ich tat einfach das, was ich am besten kann. Anstatt zu unterrichten habe ich Geschichten erzählt.“
Für seine Geschichten erhielt Frank McCourt 1997 den Pulitzer-Preis („Die Asche meiner Mutter“), er hat als Bestseller-Autor unzählige weitere Geschichten erzählt, bis er 2009 verstarb.
Seine Lieblingsgeschichte blieb aber immer die mit dem Pausenbrot. „Ich war der erste Lehrer in ihrem Leben, der ein Sandwich vom Boden aufhob und es vor versammelter Mannschaft verdrückte.“ In diesem Augenblick hatte Frank McCourt wohl das Herz der Klasse erobert. Und nicht nur das. Er hat den Schülern mit dieser Aktion etwas Wichtiges gezeigt: Nämlich wie sehr er das schätzt, was von ihnen wie Abfall behandelt wird.
Na wenn das keine richtige Erntedank-Geschichte ist…!
In jedem Vaterunser beten wir die Zeile „…unser tägliches Brot gib uns heute“. Vielleicht kann uns auch das helfen, das ganz normale, gewohnte „täglich Brot“ als nicht selbstverständlich wahrzunehmen. Die reichen Erlebnisse des Sommers und der vertraute Alltag im Herbst sind Geschenk – Gott sei Dank!
Ich wünsche uns allen einen bunten Herbst – mit viel Grund zur Dankbarkeit!
Wolf-Johannes von Biela


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